Abschied mit Poesie
Es gibt Bilderbücher, die duften. Wenn man über die Seiten streicht, kann man die unterschiedlichen Texturen der Stoffe spüren. Und die handelnden Personen treten wie in einer Bühnenfassung hervor, weil über ihnen ein Zauber liegt. Atmosphärisch dichte Bilder vermögen eine Menge beim Betrachter auszulösen, zusammen mit einer so einfachen wie wahren Geschichte bekommen die Bilder jenen unauslöschlichen Galerieplatz im Hirn, der für die emotionale Intelligenz so wichtig ist. So ein kleines Kopfkino ist Sonja Danowski mit einer chinesischen Geschichte gelungen.
Der kleine Xiao Le besucht mit seiner Mutter die Oma. Doch Oma ist anders. Sie liegt im Bett, ist nicht fröhlich. Xiao Le fremdelt. Erst allmählich finden Enkel und Großmutter einen Weg der Verständigung, des früheren Einvernehmens und des gegenseitigen Trostes darüber, dass dieser Besuch so ganz anders werden wird als sonst. Auch wenn Xiao Le nicht weiß, dass seine Oma im Sterben liegt, spürt er den Abschied (...).
Christine Paxmann
(mehr im Eselsohr 04/2015, S. 12)