Ist ja nur ein Bilderbuch?
Harmlos könnte man die Seiten und Folien blättern. Ist ja nur ein Bilderbuch, ohne Text. In Sichtrichtung liegt ein Tigerfell als Teppich vor dem Sofa. Der Blick des Tigers tieftraurig. Wir blättern die Folie und dasselbe Tigerchen wird dank Folientechnik und darunter liegender Akzente zu einem toll spielenden Tierbaby. So geht es von Seite zu Seite. Rechts die Tierkatastrophe, ob als Kragen am Hals oder Flosse in der Suppe, links verwandelt sich das jeweilige Folientier in ein in Freiheit lebendes Wesen. Selbst wem das alles zu abstrakt und grafisch aufgeräumt war, der wird im letzten Bildpaar emotional gepackt, wenn der Hund aus der Tonne gerettet wird.
Wie hier ein herstellerischer Gag wie die Transparentfolie derart inhaltverändernd wirkt, ist eine Sensation. Der Inhalt des Buchs ist erschütternd einfach. Man wird dem betrachtenden Kind einiges erklären müssen. Schnell blättern geht nicht, denn jede Doppelseite birgt ein Politikum. Darf man Pelz tragen? Ist der Zoo die richtige Umgebung für ein Wildtier? Was machen 100 Hühner auf einem Quadratmeter? Was darf man essen? Aber eben auch die Frage: Wer kann retten? Einfach beantwortet in der Schlussmetapher mit dem kleinen Plüschhündchen: Nur der Mensch.
Christine Paxmann
(mehr im Eselsohr 04/2016, S. 12)