Mehr als nur vier Wände
Dass mehr im Begriff „Zuhause“ stecken kann als Schutz vor Wind und Wetter, hat man vielleicht schon geahnt. Dass es viel tiefer und emotionaler geht, dass es um Orte der Sicherheit und Wärme geht, die mit Menschen, Gerüchen, Geräuschen, Sprache und Ritualen zu tun haben. Wie jedes Kind weiß, Zuhause können ganz unterschiedlich sein; schon weil man bei der Oma länger aufbleiben darf oder beim Freund in der Küche spielt.
Dieses sehr erhellende Sachbuch hat sich bereits im Untertitel den feinstofflichen Zwischentönen angenommen: „Vom Wohnen, Weggehen und Ankommen“. Dabei kommt das Konkrete nicht zu kurz – und mit wie vielen erstaunlichen Aspekten! Da finden wir Entwicklungen, die mit Geld zu tun haben: Wohnformen, Eigentumsverhältnisse, Gentrifizierung, aber auch einen sehr kindgerechten Blick auf Höhlen und Verstecke, Decken- oder Baumhäuser. Und hatte man schon mal über den Umweltaspekt des Wohnens nachgedacht? (…) Sehr spannend auch, wie gesellschaftliche Themen – von der Obdachlosigkeit über die Arbeitsmigration bin hin zu Flucht vor Krieg, Gewalt, Armut oder Naturkatastrophen – angestoßen werden. Angesichts von Not- oder Behelfsunterkünften wird klar, dass man sich nicht immer aussuchen kann, wie man wohnt und ob man sich dort heimisch fühlt.
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Anita Westphal-Demmelhuber
(mehr dazu im Eselsohr 04/2022, S. 31)