Out of the box
Vielleicht gab es schon lange kein Bilderbuch mehr, das eine solche Wucht entfaltet und alterslos lesbar ist. Der Beginn ist ein Auftakt mit filmischer Größe. Eine Almlandschaft, Heidi-gleich, ein paar Gebäude, die ganz entfernt an Schwarzwald oder Schweiz erinnern, wo mit Vorliebe Elite-Internate untergebracht sind. Auf den scheinbar sonnenhellen Matten und an dem zuckerrosa See spielen Kinder. Um das ganze Anwesen geht ein Weg? Vielleicht.
Die „Ringelblumen“ sind eine Kindergruppe, die von einer Schäfin angeführt wird. Uniformiert und mit Topfschnitt treten die Kinder auf, ansonsten bunte Socken. Die Frisur ist das Einzige, was sie mit den „Primelkindern“ verbindet, die graugesichtig, grau gewandet räumen und schleppen. (...)
Das Setting ist so fröhlich und furchtbar zugleich, dass man bei jedem Tableau fragt, wie in all dem Pastell ein solches Unrecht sein kann. Gleichzeitig weiß man um solch schiefe Verhältnisse. Ungleiche Chancen, ungleiche Lebensentwürfe bei gleicher Ausgangssituation: Alle Menschen sind gleich! Und warum überschreiten wir nicht willkürlich festgelegte Grenzen? (...)
Ein Plädoyer gegen Uniformierung und künstliches Abgrenzen. Ein Drama mit Happy End.
Christine Paxmann
(mehr dazu im Eselsohr 04/2023, S. 17)