Zwischen Welten
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Wie die Autorin geschickt Pubertätsnöte, Fluchtnachbeben, Integration, aber eben auch hilflose Gesten auf allen Seiten miteinander zu einer Freundinnengeschichte verdichtet, ist ein feines Stück Realitätsliteratur. Völlig ohne Larmoyanz, dafür mit größtmöglicher Ironie, steuert die 15-jährige Madina in die Verantwortung für eine ganze Familie. Es geht einem nahe, den innerlich gebrochenen Vater zu erleben. Dabei werden die psychologischen Momente einer physisch anstrengenden Flucht umso evidenter. Die Traumata jedes Einzelnen in Medinas Familie sind völlig unterschiedliche. Und die Gabe der Resilienz auch. Madina erlebt nicht nur das eigene Erstarken, sondern das Schwachwerden der Eltern.
Coming-of-Age mit dem Symbolismus einer Flucht zu kombinieren, ist hier erstklassig und sprachlich sehr heutig gelungen.
Christine Paxmann
(mehr im Eselsohr 08/2016, S. 29)