Mit Herz und Seele
Man sagt oft, diese oder jener sei eine Seele von Mensch. Das gilt zuweilen auch für Bücher. Eine Weihnachtsgeschichte ist eine Seele von Buch, was an einer Seele von Mensch wie Charles Dickens liegt. Freilich, man muss hier unbedingt noch von einer weiteren Seele sprechen, die diesem Großklassiker eingehaucht ist. Und die stammt vom Illustrator Robert Ingpen. (...) Alle (illustrativen Interpretationen) haben ihren Zauber, doch schafft Ingpen es, die Geister so beeindruckend neu zu wecken, dass man gar nicht davon loskommt.
Die Illustrationen sind sehr anschaulich, wirken im feinen Strich aber, als wären sie selbst zarte Erscheinungen, die leicht wieder verwehen könnten, um dennoch ihren Herzschlag beim Leser zurückzulassen. Scrooge, ein Schatten seiner selbst bei der Begegnung mit den Gespenstern der Heiligen Nacht, wandelt sich vom Misanthropen zum Wohltäter. Am Schluss strahlt der Griesgram über das ganze Gesicht (...).
Die neue Übersetzung liest sich in Details angenehm einfach und genauso gut wie viele andere. Ob etwa die Familie „hart ringt“ oder „gebeutelt“ ist, macht ja keinen großen Unterschied.
(...)
Dieses Buch in Händen zu halten, das ist wie Weihnachten. Damit genug des Lobes, sonst glaubt man am Ende nicht, dass der Rezensent es verdammt ernst meint.
Roland Mörchen
(mehr dazu im Eselsohr 12/2017, S. 24)