Meer der Schicksale
Und sie hat es wieder getan! Die vielfach preisgekrönte Susan Kreller (Deutscher Jugendliteraturpreis 2015, Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendium 2013, …) hat erneut ein wahres Brett von Jugendroman hingelegt: „Elektrische Fische“. Mit traumwandlerischer Sicherheit bewegt sie sich durch sogar zwei Sprachwelten – Deutsch und irisches Englisch – und bringt die Sätze und Wörter zum Singen.
Bei Kreller schwingen Grundstimmung und Grundkonflikte der Geschichten auch noch durch das scheinbar nebensächlichste Detail ihrer Landschaftsbeschreibungen. Keine Sekunde verlässt sie die Perspektive ihrer Ich-Erzählerin und lässt uns so die ganze Welt durch ihre Augen betrachten. (…)
Jeder hat hier ein besonderes Kreuz zu tragen. Kinder und Jugendliche am inneren Abgrund, aus ihrer gewohnten Welt gerissen und in ein Dorf verpflanzt, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Hier ein Vater, der Alkoholiker ist, dort eine psychisch kranke Mutter. Außenseiter und Einzelgänger. Ein Kind, das verstummt ist. Ein unausgesprochener Familienkonflikt. Dazwischen eine zart keimende Liebe … Es könnte zu viel des Guten sein. Nicht so bei Kreller! Sie verwebt die Zutaten zu einer so dicht wie intensiv erzählten Erfahrungs- und Gefühlswelt, dass es kein Widerstehen gibt, gegen dieses Krellersche Meer der Schicksale.
Sylvia Mucke
(mehr dazu im Eselsohr 02/2020, S. 26)