Februar 2023

Themen

  • Comic-Romane
  • Ungleiche Freunde
  • Glücksfall Kunst
  • Das Universum
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Inhalte dieser Ausgabe

Comic-Romane

Comic-Romane werden mehr und mehr zum Zeugnis ihrer Zeit. Einige von ihnen erscheinen wie Buch gewordenes Aufmerksamkeitsdefizit. Alles, worauf der (erzählerische) Blick fällt, ist wichtig und muss unbedingt mit rein. In der Natur der Sache liegt es ebenfalls, dass es meist sehr umgangssprachlich zugeht, z. T. mit vielen Anglizismen. Die Protagonist*innen schreiben und kritzeln, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Mit Unterbrechungen, Streichungen, Wiederholungen, nachträglichen Ergänzungen und Bemerkungen. Was sehr unterhaltsam sein kann, aber ob der Fülle auch viel Potenzial zur Überforderung hat. Bei der Auswahl sollte man in jedem Fall genauer hinschauen. (Abb.: „Red – der Club der magischen Kinder, Bd. 1: Alles im roten Bereich“ v. Sonja Kaiblinger u. Vera Schmidt, Loewe Wow!)

Glücksfall Kunst

Was in den letzten Jahren unter dem Genrebegriff Kindersachbuch alles entsteht, wäre früher, also wirklich früher, unter dem Namen „Buntschriftstellerei“ in den Handel gekommen – eben allerlei Wissenswertes unterhaltsam aufbereitet. Gerade Jugendsachbücher zum Thema „Kunst“ zeigen sich hierbei von der besten Sachbuchseite. Sie sind ein echter Glücksfall, die in süffigen Stil und stimmiger Grafik zeigen, das Kunst Können ist und die Welt erklären kann. (Abb.: „Kunst! Forschen“ v. Sigrid Eyb-Green, Jungbrunnen)

Perspektive wechseln

Die Reise zwischen zwei Buchdeckel nimmt uns nicht nur zu spannenden Abenteuern mit, sondern gibt uns auch die Möglichkeit, in andere Figuren zu schlüpfen, ihre Motive nachzuvollziehen. Das ist eine wertvolle Erfahrung, die die Fähigkeit zum Perspektivwechsel schult und bestenfalls Empathie lehrt. Das kann unsere Gesellschaft gut gebrauchen. Besonders wertvoll: wenn Figuren vielschichtig sind und nicht den Erwartungen entsprechen. (Abb.: „Ich bin doch gar nicht gruselig!“ v. Raahat Kaduji u. Victoria Herold, arsEdition)

Künstler*in des Monats

Daniela Kulot, Jahrgang 1966, studierte Kommunikationsdesign an der Fachhochschule Augsburg. Hier lebt und arbeitet sie und schreibt, reimt und illustriert Bilderbücher, die sich im In- und Ausland großer Beliebtheit erfreuen. Sie ist seit 1993 freischaffend als Malerin, Kinderbuchautorin und Illustratorin tätig. Ihre Bücher wurden in über 30 Sprachen übersetzt. (Foto: © Frauke Wichmann)

Rubriken

  • Künstler*in des Monats: Daniela Kulot
  • Besonders im Hörbuch: Bunt und dunkel – Gesamtkunstwerke im Hörbuch von Lothar Sand
  • 4 Jungen, 4 Büche: Eigentlich bin ich ganz anders von Eva Maus
  • Glückssache Lesungen: Eine Frage der Beziehung: Herausforderung und Belohnung zugleich – Lesungen in Förderschulen und integrativen Klassen von Anja Janotta
  • Aktuelles: Das war | Das ist | Das kommt
  • Die Besten 7 | Termine
  • Register | Impressum | Vorschau

Thema

  • Wenn ungleiche Freunde zueinanderfinden von Sylvia Mucke
  • Bücher und Langeweile – ein Dreamteam und unverzichtbar! von Sylvia Mucke
  • Götter, Kobolde, magische Agenten auf Abwegen – Tagebuch-Romane 2.0 von Sylvia Mucke

Im Porträt

  • Kleine Dinge ganz groß … oder wie Daniela Kulot Kleinigkeiten zu Geschichten zaubert von Sylvia Mucke

Blickpunkt

  • „Die Zauberflöte“ – Startpaket in Mozarts Musikwelt von Renate Grubert
  • Kunst ist Können und kann die Welt erklären von Christine Paxmann
  • Völlig losgelöst – das Universum hat eigene Spielregeln von Renate Grubert

Erlesen

  • BilderBuch
  • KinderBuch
  • JugendBuch
  • SachBuch

Esel des Monats

Jonny Bauer/Stephan Lomp (Illu.): Fang. Eine Tiergeschichte aus dem achten Stock. Annette Betz 2023, 40 S., ab 5

Bücher und Langeweile – ein Dreamteam und unverzichtbar!

„Kinder brauchen Langeweile!“ – mit dieser Message möchte man eigentlich ganze Innenstädte zupflastern – Haltestellen, U-Bahn-Monitore, Banner, Schaufenster, Reklamewände, Litfaßsäulen … Damit auch niemand daran vorbeizuschauen vermag. Denn eigentlich ist es ja ein Gemeinplatz: Langeweile ist ein unverzichtbarer Treiber der kindlichen Entwicklung. Wenn Kinder sich langweilen und auf sich selbst zurückgeworfen sind (ohne unterhaltende/ablenkende Erwachsene, Bildschirme etc.), müssen sie selbst kreativ und aktiv werden, um diesen ihnen unangenehmen Zustand zu überwinden. Sie müssen sich selbst etwas einfallen lassen. Dafür müssen sie sich überlegen, was sie interessiert und anregt.
Dennoch scheint die Luft für Langeweile immer dünner zu werden in der modernen Gesellschaft. Warum? Kinder, die sich langweilen, nerven erstmal. Wen? In Ermangelung anderer Kinder die Erwachsenen im Einzugsbereich. Diese sind versucht, die Plagegeister möglichst rasch wieder loszuwerden – haben sie doch selbst noch ach so viel zu erledigen –, und greifen zu schnellen Lösungen. (...)Inzwischen sind Kinder – aber nicht nur sie – von Ablenkung und Unterhaltung nur so umzingelt.
Was alles Unerhörtes passieren kann, wenn Langeweile sich mal so richtig austoben darf, zeigen Jonny Bauer und Stephan Lomp in Fang. Darko ist passionierter Tierforscher und entsprechend gegenwärtiger Sitte geradezu profimäßig für sein Hobby ausgestattet, inklusive Spezialkleidung, Werkzeuge und Hilfsmittel für alle, aber auch alle Fälle. Heute kommt er aber trotz allem nicht am Gatekeeper im wahrsten Sinne des Wortes vorbei: Mama steht breit in der Tür und schüttelt den Kopf: „Bei dem Regen gehst du nicht nach draußen. Du holst dir ja den Tod.“ (...)
Es folgt ein übersprudelndes Feuerwerk der Farben und der Fantasie. Immer wilder treiben sie es und sorgen dafür, dass die Wartezeit für Darko wie im Fluge vergeht. Fang erzählt nicht nur von ganz besonderen Anglerfreuden, es ist ein kolossales Vorlesevergnügen nicht nur für Regentage. Am Ende klappen wir wie Darko das Buch zu und freuen uns auf den nächsten Regen- oder einfach Vorlesetag.

Sylvia Mucke

(mehr dazu im Eselsohr 02/2023, S. 7)

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