Form follows not always function – über eine Graphic Novel, die Erinnern neu erfindet
Die Farbe der Erinnerung ist kein Buch, das man einfach liest. Es ist eine Erinnerungsaufgabe, bei der man als Lesende an Grenzen kommt. Obwohl man nur betrachtet und nicht ansatzweise das erlebt hat, was Emmie Arbel „er“leben musste. Sie, die als Kind in Konzentrationslager kam, ihre Eltern verlor, nach der Befreiung in Pflegefamilien lebte, nach Israel ging, Kinder bekam und verlor, nichts gelernt hatte und doch so viele Aufgaben erfüllte und bis heute jungen Erwachsenen von ihrer Shoah-Biografie erzählt. Das wären die nüchternen Fakten, die allein schon genügen würden, um Ergriffenheit zu erzeugen. Doch die Künstlerin Barbara Yelin hat zusammen mit Emmie Arbel aus deren Lebensspuren einen Bilderbogen gewebt, der sich tief in das Herz, das Unterbewusstsein und das Gedächtnis aller eingraben wird. Christine Paxmann (mehr dazu im Eselsohr 02/2024, S. 30)