Sprache ohne Sinn
Der Schrecken des Deutschunterrichts ist die Gedichtinterpretation: Was will uns der Autor mit diesem Gedicht sagen? Die Antwort ist hier ganz einfach: Nichts! Und noch mal nichts! Alles purer Unsinn!
Uwe-Michael Gutzschhahn, bekennender Fan von Lyrik und Übersetzer zahlreicher gereimter Werke, will seine Begeisterung für dieses fehlinterpretierte Genre weitergeben. In seiner Anthologie mit Quatsch-Gedichten hat er sich bewusst auf deutschsprachige Originale beschränkt, eine Beschränkung, die positiv sichtbar macht, mit welcher Leidenschaft sich deutsche Autoren aus verschiedenen Zeiten dem unsinnigen Reimen gewidmet haben. Die Autorenliste liest sich wie ein Who-is-Who und man weiß gar nicht, wen man zuerst nennen soll. Mit anderen Worten: eine wunderbare Auswahl.
Nonsens-Gedichte machen Spaß, weil keinerlei Verstehen notwendig ist. Sie sind ein Spiel mit Worten, Klängen und Musik. Sie wollen laut gelesen und weitergereimt werden. So wie es einem gerade in den Sinn kommt. Diese Gedichte leben vom Stolperstein des Ungewöhnlichen, des Ver-rückten, Nicht-in-die-Reihe-passenden, und so sei im Reigen der Dichter eine Illustratorin genannt: Sabine Wilharm, die den Band mit viel Raum für die eigene Fantasie in sehr farbreduzierten Illustrationen kongenial annotiert hat ...
Birgit Franz
(mehr im Eselsohr 01/2016, S. 19)