Gelbe Hoffnung
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Eine zart gezeichnete Bahnreise durch den Tag ist Julie Völks Guten Morgen, kleine Straßenbahn! Bereits für ihr erstes Buch, „Das Löwenmädchen“ (Text: Kim Fupz Aakeson, Gerstenberg 2014, ab 5), wurde sie ausgezeichnet. Hier nun gibt es viel zu entdecken, ganz ohne Text. Lange möchte man auf jeder Doppelseite mit den filigranen Bleistiftillustrationen verweilen, faszinierend sind sie bis ins Detail. Etwas Sanftes, Beruhigendes strahlen sie aus, als gäbe es keine Hektik. Anhand der Figuren erzählt Völk eine Vielfalt von Geschichten: An der Litfasssäule sieht man ein Plakat von einer vermissten Katze und eine Seite weiter jemanden, der ebensolche klebt. (...) Ein komischer Kauz mit Mütze wird in der Bahn ein Liebesgeständnis machen und die Oma selbstvergessen eine Horde Kinder umstricken. Derweil fährt die Bahn als zartes gelbes Leuchten von Station zu Station, quasi ein Hoffungsträger auf Schienen. Auch Kurioses trägt sich zu. Aber das meiste ist alltäglich und einfach schön anzusehen (...).
Wer genau schaut, wird etlichen heiteren Erzählfäden folgen können. Langsam vergeht der Tag. Die Kleine Straßenbahn hat nostalgisches Flair und das Potenzial zu wohltuender Entschleunigung.
Ruth Rousselange
(mehr im Eselsohr 01/2017, S. 13)