Das geheime Leben des August Crimp
Trägt August Crimp Frauenkleider, kann er fliegen. Zufällig hat er das herausgefunden, damals als Teenager. Nicht nur ist er des Fliegens mächtig, er ist auch ein Superheld, allerdings wider Willen. Ohne ihn gäbe es Cherry Mingle nicht mehr. Als sie vom Hochhausdach fiel, hat er sie – Wuusch! – gerettet. Von da an war er Dragman. Drei Jahre ist das her, August will nie mehr Superheld sein. Er fühlt sich bloß als Transperson, die eben gerne Frauenkleider trägt, hat eine Familie gegründet und sich als braver Fast-Normalmensch etabliert. (…)
Was für einen fulminanten, extra voluminösen Comic hat der preisgekrönte Londoner Cartoonist und Comiczeichner Steven Appleby da mit Dragman herausgebracht! Ein verflixt guter Mix aus satirischer Superhelden-Dystopie, Kultur- und Gesellschaftskritik und autobiografisch unterfütterter Selbstfindungsgeschichte.
Appleby erzählt in vielen Vor- und Rücksprüngen. Etliche fein verflochtene Handlungsstränge machen Dragman sehr komplex, ein humoresker, melancholischer, atemberaubender, absurder Comic mit ordentlich Thrill, zudem höchst poetisch.
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Perfekt fängt Appleby die absonderliche Atmosphäre eines bizarren London in einer unbestimmten Zeit ein, in der eine Firma selbst Menschenseelen kauft. Die Leute erträumen sich ein Leben in Saus und Braus, verlieren mit ihren Seelen aber die Lebenslust. (…)
Mit sarkastischem Humor erzählt Dragman auch von Gemeinheit, Diffamierung, Scheinheiligkeit und einer oberflächlichen, von Ausbeuter- und Gewinnlertum geprägten Gesellschaft.
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Ruth Rousselange
(mehr dazu im Eselsohr 01/2022, S. 26)