Am Abgrund Zukunft
Adoleszenzfreundschaften unterliegen einem besonderen Zauber, aber auch ganz großen Erwartungen. Dass sie auseinandergehen können oder ihren Aggregatszustand ändern, mag man als Jugendlicher gar nicht erst denken. Und doch ändern sich die Verhältnisse schlagartig rund ums Abitur. Plötzlich werden die festen Formen der Schule aufgehoben, eigene Wege müssen gefunden werden.
In Meine beste Bitch befindet sich die Ich-Erzählerin Faina in einer fast-Liebesbeziehung zu ihrer Freundin Nike. Nike, die unerreichbar Kluge, Kreative, Schöne, die Unangepasste und Weltläufige. Da steckt viel Bewunderung und Überhöhung in dem Freundschaftsverhältnis zwischen der emanzipierten Nike und Faina, die ihren Weg noch finden muss. (...)
Die mittlerweile mit Drehbuchpreisen ausgezeichnete Autorin zeichnet diesen fast zerstörerischen Weg, den beide Frauen nehmen, mit fiebrigen Bildern auf. Großstadt, unendliche Möglichkeiten, Sexualität, sich Finden und die unendliche Lust, kreativ zu sein, bilden das Gerüst um den Adoleszenzroman, der viele expressionistische Merkmale aufweist. Ein wenig Tanz auf dem Vulkan, ein wenig Popliteratur, ein wenig Verzweiflungsroman. (...)
Sprachlich brillant verwebt die Autorin Rastlosigkeit, moderne Beziehungsgeflechte, Urwünsche und Hoffnungen. Hier wurden sprachlich und dramaturgisch Szenen geschaffen, die viel Raum für Interpretation lassen und dennoch unter die Haut gehen. Eine intensive, sehr eigenständige literarische Stimme wird hier laut.
Christine Paxmann
(mehr im Eselsohr 07/2019, S. 21)