Was formt den Geist?
Friedrich Engels stellt man sich immer als alten Mann mit irrsinnigem Bart und Haarschopf vor. Dass solche Ikonen auch mal jung waren und welche Einflüsse dazu beitrugen, sie zu formen, das ist eine Forschung, die scheitern könnte. Insbesondere als Text für Jugendliche. Dirk Walbrecker, selbst gebürtiger Wuppertaler wie Engels, hat sich der Aufgabe gestellt und sie glanzvoll gemeistert.
Mit dem Kunstgriff, Engels als Ich-Erzähler durch seine Jugend zu schicken, gelang die emotionale Komponente. Dieser Ich-Engels ist ein genauer Beobachter und dennoch Kind seiner Zeit und Herkunft, einer wohlhabenden Tuchfabrikantenfamilie, wie es Anfang des 19. Jh. Viele im Tal der Wupper gab. (…)
Dass der Autor neben den fiktional verarbeiteten Fakten auch unendlich Detailwissen einstreut, macht es bisweilen zum ehrgeizigen Leseprojekt. Dennoch sind die Exkurse zu Eichendorff, zu Goethes Ginkgo, zum Auswandern – also It-Themen der damaligen Zeit – bezaubernd eingeflochten. Die über mehrere Stellen verteilten Originaltexte Engels sind lohnende Herausforderungen. (…)
Wenige Biografien schaffen es, so nah und nachvollziehbar an eine Persönlichkeit heranzukommen.
Christine Paxmann
(mehr dazu im Eselsohr 07/2020, S. 30)