„Zing, peng, pfeif!“
Kaninchen hat mit seinem Infusionsständer die Kugeln vom Jäger abgewehrt und so Wolf das Leben gerettet. Eher versehentlich, doch egal! Wolf kümmert sich jetzt um das kranke Tier. Das ist Wolfskodex und der ist heilig. Spröde und unverzagt holpert Wolf mit dem ängstlichen Kümmerling samt Rollständer und Pillenkoffer durchs Geäst auf der Suche nach einem gesitteten Plätzchen zur Hoppler-Regeneration. Und vollführt mit selbigem einen krassen, Fahrtwind-gepeitschten Roadtrip.
Gnadenlos gut komponiert, von unbekümmerter Rasanz und explosivem, kühnem Humor getragen ist der Comic Trip mit Tropf der Leipziger Künstlerin Josephine Mark. Wie in ihrem Comic-Debüt Murr (Zwerchfell 2021), einem schrägen Western, geht’s ums Eingemachte, um Leben und Sterben, aber auch um Freundschaft, Mut und Zuversicht, gespickt mit Genre-Zitaten und pointierten, witzigen, weitsichtigen Dialogen.
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Was für eine ausbalancierte Kombination von Komik und Tragik! Beinahe nicht zu glauben, dass man von schwerer Krankheit und nahem Tod mit so bissig-humoristischer, bestärkender Sicht aufs Leben erzählen kann. Wie der Wolf im Motelbett mit Karnickel Casablanca guckend dem kahlen Tier ein Cape näht – eine unvergessliche Szene. Derer gibt’s in diesem Trip jede Menge. Alle sind perfekt, alle saugt man gierig in sich auf.
Ruth Rousselange
(mehr dazu im Eselsohr 07/22, S. 15)