Kick für Kick
Was stehen nicht alles für existenzielle Fragen in der Pubertät an: Wie möchte ich sein, von anderen gesehen werden? Was macht mich als Person aus? Was hält das Leben für mich bereit? Ist Sex gleich Liebe? Ist Wahrnehmung gleich Realität?
Antje Herden gibt exemplarische Antworten für den 15-jährigen Außenseiter Robin. Einsam, gelangweilt, mit sich selbst im Unreinen, trifft er auf den coolen Leo aus Berlin. Mit ihm lernt er eine Szene kennen, in der er durch Rauchen, Kiffen und Saufen dazugehört, plötzlich akzeptiert ist, eine Art Heimat findet. Auch die Mädels haben hier ihren Platz, die schöne Anna, der Robin gerne näher kommen würde, und Karla, mit der er schläft. (...) Ganz allmählich muss der Kick von Sex und Drogen immer stärker werden, damit er sich lebendig fühlt.
In Keine halben Sachen lesen wir, wie Robin seinem Kumpel Leo die Geschichte seines Abdriftens in eine Parallelwelt erzählt. (...) Gleichzeitig fasziniert und abgestoßen gehen wir den Weg in den Exzess mit. Auch wenn die Vernunft schon lange Stopp schreit: Der Horror-Trip auf LSD ist meisterhaft geschildert!
(...)
Der Titel hat nicht umsonst den Peter Härtling Preis 2019 erhalten, unter anderem deswegen, weil „jeder pädagogische Eifer“ fehlt. Eine klare Haltung ergibt sich aus der Geschichte. Klasse!
Anita Westphal-Demmelhuber
(mehr dazu im Eselsohr 06/2019, S. 29)