Teilweise schwer zu ertragen
Christian Dudas Roman Milchgesicht beginnt mit der Erinnerung an seine geliebte Oma. Er endet versöhnlich mit ihrem Leichenschmaus. Dazwischen schauen wir durch die halb mit Faken, halb mit „zusammengeglaubten“ Gewissheiten offen gehaltene Tür in die Vergangenheit einer Familie. Drastisch. Gewalttätig. Grandios. Manchmal auch für die Leser sehr schwer zu ertragen.
Es sind die 1950er Jahre, in der tiefsten Steiermark. Das Leben ist bestimmt von Notwendigkeiten, harter Arbeit, den dörflichen Mechanismen von Ausgrenzung und sozialer Überwachung. Gefühle leistet man sich selten. Hier hinein wird Sepp geboren, auffallend weiße Haut, entzündete Augen, lichtempfindlich. Das Krankheitsbild Porphyrie wird nie genannt. (…)
Schilderungen von Schlachtungen, misshandelten Menschen und Tieren sind nichts für zart Besaitete. Aber wer der menschlichen Natur auf den Grund gehen will, wird in dieser archaischen Welt fündig, in der Frauen ohne Ehemann nichts gelten, in der Kinder, die nicht funktionieren, nichts gelten, in der Männer nur durch Härte etwas gelten. Sprach- und Hilflosigkeit herrschen vor. An ihren Taten werdet ihr sie erkennen. (…)
Anita Westphal-Demmelhuber
(mehr dazu im Eselsohr 03/2020, S. 34)