Tolle Kästner-Hommage
Wer auf actionreiche Handlung und jugendsprachlichen Jargon setzt, wird hier nicht auf seine Kosten kommen. Wohl aber alle die Leserinnen und Leser, die es schätzen, wenn der Autor oder die Autorin es etwas ruhiger angehen lässt und sich für die Entwicklung der Story Zeit nimmt.
Philip Kerrs Friedrich der große Detektiv, liebevoll ausgestattet und von Christiane Steen kongenial ins Deutsche übertragen, spielt zu Beginn der NS-Zeit in Berlin. Friedrich Kissel, 13 Jahre alt, lebt zusammen mit seiner Familie im eher wohlhabenden Stadtteil Charlottenburg – in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem Schriftsteller Erich Kästner, mit dem Familie Kissel befreundet ist und dessen Jugendroman Emil und die Detektive Friedrich bereits zwanzig Mal verschlungen hat.
Präzise und zugleich einfühlsam schildert Kerr, wie sich das Leben seines Protagonisten angesichts der von den Nationalsozialisten betriebenen Gleichschaltung 1933/34 verändert (...).
Überaus lesenswert ist dieser Jugendroman des jüngst verstorbenen britischen Autors allemal, auch für Erwachsene. Gesteigert wird der Spaß, wenn man sich die Zeit nimmt und zuvor oder im Nachhinein (noch einmal) Kästners Emil und die Detektive liest.
Tomas Unglaube
(mehr dazu im Eselsohr 05/18, S. 22)