Gezeichnete Zeitreise
(...) Anke Bär hat wieder einmal eine Doku-Fiction zusammengestellt, bei der sich Zeichnung und Texte zu einem wahren Biopic verdichten. Der fiktive Weg des Kaufmannssohns Endres, der zur Ausbildung von einer Hansestadt in die andere geschickt wird, gerät zur Informationsreise der ganz besonderen Art.
Niemals aufdringlich und doch kontinuierlich streut Bär Info ein, die sie höchst vergnüglich mit zeichnerischem Zusatzwissen, aber auch Zusatzwitz anreichert. Auch wenn sie sich der Stilmittel mittelalterlicher Buchmalerei und Miniaturen bedient, bekommt alles seinen besonderen Charme durch eine gewisse Unbeholfenheit und Verschiebung der Proportionen. Dadurch entstehen fast comichafte Tableaus, Bilderrätseln gleich, die man entziffern muss, nein darf, denn immer wieder versteckt Bär reizende Skizzen wie ein hündisch lächelndes Einhorn, „Hieronymus Bosch“-hafte Seeungeheuer mit dem Charme von Sponge Bob und eben einen ausgesprochen sympathischen Protagonisten, der sich in den erhältnissen der damaligen Zeit behaupten muss.
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Christine Paxmann
(mehr im Eselsohr 11/2014, S. 31)