Drinnen hinter der Tür
Filmregisseur Ari Folman und Comiczeichner David Polonsky standen bei ihrem Graphic Diary über Anne Frank vor einer schwierigen Aufgabe. Und das nicht bloß wegen der Materialfülle der Vorlage, die es einzudampfen galt. Heikel ist es immer, wenn ein reales Leben und Sterben popularisiert wird (...). Da Anne Franks Geschichte mit dem Holocaust untrennbar verbunden ist, musste das Künstler-Duo erst recht wachsam sein. Trotzdem wird es Leser geben, die sich am comicartigen Stil reiben. Doch das tragische Schicksal von Anne Frank und ihren Mitbewohnern im Versteck wird nicht abgeschwächt. Im Gegenteil.
Die fantasiegeladenen Bilder übersetzen das berühmte Tagebuch-Zeugnis und die Empfindungen des pubertierenden Mädchens in eine visuelle Sprache. (...) Hautnah rücken der Nazi-Terror und das Kriegsgrauen ins Bild. Auf andere Art eindringlich fordern private, familiäre Probleme ihr Recht. Dies geschieht etwa unter Zuhilfenahme illustrer Gemälde von Klimt und Munch („Der Schrei“), vor allem aber mit karikaturesken und visionären Elementen.
(...)
Alles auf hohem Niveau.
Roland Mörchen
(mehr im Eselsohr 11/2017, S. 25)