Wahrhaftigkeit als Stärke
„Dieser Roman fühlt sich an wie mein Debüt“, schreibt Chantal Fleur Sandjon in ihrem Nachwort zu Die Sonne, so strahlend und Schwarz. Und in der Tat fühlen sich vorherige Werke, so spannend, so unterhaltsam, so vielschichtig sie auch waren, wie reine Vorgeplänkel an angesichts der unbändigen Kraft und Wahrhaftigkeit dieses Versromans, der – ungeheuer dicht erzählt – seine LeserInnen zutiefst berührt. Tief, tief tauchen wir ein in diese besondere Liebesgeschichte: Ich-Erzählerin Nova ist geradezu magisch angezogen von Akoua, seit sie sie im Hinterhof hat lachen sehen. Dieses Strahlen, dieses Licht, das von der jungen Frau ausgeht …
Novas Weg zu Akoua wird zum Coming-of-Age der Protagonistin. Ein Weg des Reifens, der (Selbst-)Erkenntnis und der (Selbst-)Akzeptanz. Nur so ist es ihr möglich, das bleierne Gewicht der Vergangenheit abzustreifen und den Schritt in die eigene Zukunft zu wagen. Auch wenn dieser letztendlich einen neuen tragischen Verlust bedeutet. Hier erhebt sich eine Schwarze Stimme, um von der Realität Schwarzen Lebens hier bei uns (in Deutschland und nicht im beruhigend fernen Amerika!) zu erzählen. Sie erzählt von Alltagsrassismus und von häuslicher Gewalt, aber auch von Liebe und Verständnis. Von Enttäuschung und Hoffnung. Von menschlicher Schwäche und von der Stärke der Jugend.
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Sylvia Mucke
(mehr dazu im Eselsohr 11/2022, S. 24)