Vogeljunge
Auf dem Spielplatz sitzt eines Tages ein Junge, dessen Beine dünn wie Äste sind und der eine Jacke mit einer auffälligen Glitzer-Vogelstickerei trägt, die ihm viel zu klein ist. Der zehnjährige Ich-Erzähler Hannes und seine Schwester Tammi werden auf ihn aufmerksam, denn er taucht von da an immer öfter auch in der Nähe ihrer Schule auf. Trotz allen detektivischen Spürsinns gelingt es den Geschwistern kaum, etwas über ihn zu erfahren. Er nennt sich Huck, wie eine Figur aus seinem einzigen Buch. Er spricht eine fremde Sprache, trägt immer Dasselbe und scheint allein zu sein und die Schule zu schwänzen (...).
Uticha Marmon gelingt es überzeugend Hannes’ Sicht einzunehmen, auch wenn ich bezweifle, dass ein Viertklässler in derart geschliffenen Worten denkt. Erwachsene spielen in Hannes’ Geschichte kaum eine Rolle. Hannes, Tammi und ihre Freunde versuchen, alle Probleme ohne sie zu lösen. So bleibt Mein Freund Salim erfreulich frei von „erwachsenen“ Gedanken zur Flüchtlingsproblematik. (...) Die Autorin schildert einfühlsam, welch Wechselbad der Gefühle sowohl einheimische als auch Flüchtlingskinder beim gegenseitigen Kennenlernen durchleben.
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Maren Partzsch
(Eselsohr 10/2015, S. 26)