Prinz Emo auf der Erbse
Als Miriam Davoudvandi Bundeskanzlerin als Berufswunsch nennt, sagt ihre Grundschullehrerin: „Du weißt schon, dass du das nicht kannst, weil du nicht deutsch bist.“ Trotz sehr guter Noten bekam sie eine Hauptschul-Empfehlung; „da wäre ich unter Gleichgesinnten“. Heute schreibt das „Migrantenmädchen mit Arbeitereltern“ über Musik, Politik, Mental Health und hostet den WDR-Podcast „Danke, gut“ über Pop & Psyche. In It’s okay not to be okay ist sie eine von etwa 30 diversen Stimmen, die ihr Seelenleben radikal offenlegen. Davoudvandi betont, dass „Migrationsgeschichten viel zu selten als Ursachen oder zumindest Verstärker psychischer Erkrankungen gesehen werden“ – und räumt zugleich ein, dass sie nicht alles auf ihre Herkunft schieben kann.
Dies sei kein Lehrbuch, so die britische Herausgeberin Scarlett Curtis. „Es wurde nicht ausschließlich von professionellen Psychologinnen oder Psychiaterinnen geschrieben. Es ist persönlich.“ Curtis kämpft(e) wie alle Mitwirkenden um ihre psychische Gesundheit. Sie möchte dem Thema die Scham nehmen und vermitteln, wie gegenwärtig es ist. Für diese Ausgabe wurde das Original gekürzt und um speziell in den hiesigen sozialen Medien aktive Personen erweitert, z. B. Pia Kabitzsch vom YouTube-Channel „psychologeek“, Medienkünstlerin Kathrin Fricke aka Coldmirror oder Angelina Boerger und Marlon Schulte von „Mädelsabende“.
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Tina Rausch
(mehr dazu im Eselsohr 10/2021, S. 27)