Von wegen klein!
Zuerst die schlechte Nachricht: Gefühlt werden sie immer seltener – Bücher, deren Erzählstimme vom ersten Satz an überzeugt. Die gute, ach was, hervorragende Nachricht: Short ist eines dieser selten gewordenen Juwelen. „Ich schaue ziemlich oft nach oben.“ – Ein erster Satz genau wie die Protagonistin (aber das wissen wir an dieser Stelle noch nicht): kurz und unscheinbar. Dennoch ist mit ihm und den folgenden Sätzen das Vertrauen in die Geschichte sofort da. Nicht einmal eine ganze Seite braucht Holly Goldberg Sloan, um im Leser eine unbändige Neugierde auf ihre Ich-Erzählerin zu wecken und Anteilnahme an ihrem Schicksal.
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Short kommt ohne das ganz große Drama aus. Durchgängig von einzigartigen Charakteren getragen, liefert es nicht mehr, aber auch nicht weniger als fein und berührend erzählten Alltag, mit all seinen winzig kleinen bis mittelgroßen Dramen. Mit wachen Augen schaut Julia auf die Welt der Erwachsenen, die ja demnächst ihre sein wird, beobachtet zwischenmenschliche Beziehungen und Dynamiken. Sie schaut und begreift, und ja, durchschaut auch. Dabei verliert sie nie das Mitgefühl für ihre Mitmenschen. (...)
Sylvia Mucke
(mehr dazu im Eselsohr 09/18, S. 21)