Einfach köstlich und ganz großes Kino!
Tamara Bach schreibt keine dicken Wälzer. Dafür entwickeln ihre Bücher umso mehr Wirkung. Sie muss nicht in epischer Breite erzählen, um uns tief in ihre Welten eintauchen zu lassen. In Sankt Irgendwas stimmt jeder Satz, sitzt jedes Wort. Dabei spielt die Autorin mit den Erwartungen ihrer LeserInnen. (…) Kurz, dieses Buch ist ein sprachliches wie gestalterisches Gesamtkunstwerk. Ein Rädchen greift geradezu perfekt ins andere und macht den schmalen Band zu einem Hochgenuss.
(…) Genauer gesagt, es ist ein Drama in sechs Akten – so viele, wie die Klassenfahrt der 10b Tage hat. Zunächst belauschen wir ein Gespräch über den Skandal, der sich auf besagter Fahrt ereignet hat. Vierzehn Seiten reiner Dialog – ganz nebenbei eine tolle Persiflage auf überkochende Gerüchteküchen und „Fake News“ – zwischen 2, 3 oder 4 (!) unbenannt bleibenden Sprechern treiben die Spannung hoch. Darauf folgt das von mehreren Schülern verfasste Protokoll der „Studienreise“. Doch wie die Klassenfahrt selbst läuft auch dieses Protokoll zunehmend aus dem Ruder …
(…)
Letztendlich ist das Geschehen in Sankt Irgendwas haargenau so, wie das Leben nun mal ist: tragisch, lächerlich und mit zutiefst berührenden Momenten. Manchmal alles gleichzeitig. Und es gilt für Tamaras Protagonisten wie für uns alle: Wenn man den Humor verliert, hat man verloren!
Sylvia Mucke
(mehr dazu im Eselsohr 09/2020, S. 25)