Alltag und Albtraum
(…) Es ist diese zeitliche Parallelität von Flug und Erinnerung, die Unmittelbarkeit schafft. Und die variantenreiche Szenenfolge weckt Gefühle von Atemlosigkeit, Entsetzen, Ohnmacht. Wir spüren ganz direkt Ausweglosigkeit, Leid, Todesangst. Und begegnen Menschen vor Ort, Opfern und Helfern. Ins Grau-Schwarz-Weiß mischen sich emotionale Farbakzente von Rot, Blau, Violett. Und das grell-grüne Taschenlampenlicht lässt die Dunkelheit – physisch und psychisch – umso undurchdringlicher wirken.
Baptiste Bouthier (Jg. 1987) arbeitet als politischer Journalist, Héloïse Chochois (Jg. 1991) hat wissenschaftliche Illustration studiert. In ihrer Graphic Novel spiegeln sie beinahe minutiös den schlagartigen Wechsel von Alltag in Albtraum. Vor allem hinterfragen sie das Danach: Den Antiterrorkampf. Die Kriege in Afghanistan und im Irak. Das Straflager Guantánamo, das auch Obama nicht schließen konnte. Sie thematisieren das Schicksal des Whistleblowers Ed Snowden. Vergegenwärtigen die Terroranschläge in Madrid, Paris, Brüssel. Hat die Politik richtig gehandelt? Wie ist die Rolle der Geheimdienste zu bewerten? Wie der rigorose Eingriff in die Gesetze? Unsere Demokratie ist in Gefahr, denn eins greift ins andere. Lesenswert!
Heike Brillmann-Ede
(mehr dazu im Eselsohr 09/2021, S. 26)